Macht
Macht. Lassen Sie uns darüber sprechen. Lassen Sie uns den Mythos rund um das Konzept Macht aufdecken, und etwas Licht auf eines der am häufigsten missverstanden und verzerrten kreativen Kräfte der Menschheit werfen. Wenn sie das Wort Macht hören, denken die meisten von uns an Menschen mit Status, Menschen in „hochangesehenen“ Positionen, Politiker, Führungskräfte, Lehrer, Behörden jeder Art. Jeder einzelne von uns konzipiert selber was Macht bedeutet, und was es heißt, sie zu besitzen, oder nicht.
Normalerweise sind die Menschen in zwei Lager aufgeteilt. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die nach Macht hungern. Auf der anderen Seiten diejenigen, die Macht fürchten – sowohl die Macht in sich selbst, als auch die Macht in anderen. Hier beginnt die verzehrte Darstellung. Wir, als Kollektiv, glauben entweder, dass das Erlangen von Status in der Welt uns Macht verleiht, und dass damit Prestige, Respekt, Kontrolle, Sicherheit, Selbstwert, usw. einhergeht. Andererseits glauben wir, dass Macht uns moralisch verdirbt, also scheuen wir uns selber davon, oder schauen auf andere herab, wenn Sie nach Macht greifen. Es besteht auch oft der Glaube, dass wir, wenn wir an Macht gewinnen, diese Macht missbrauchen werden, unser Ego dadurch wächst, oder dass sie uns isoliert und allein zurücklasst, abgesondert von anderen.
Natürlich gibt es viele Gründe zu der Annahme, dass dies die Wahrheit ist. Schließlich gibt es ausreichend Beispiele für die Korruption der Macht in unserer Welt, und vergleichsweise wenige, die uns im Glauben lassen, dass Macht auf gesunde, respektvolle und liebevolle Weise ausgeübt werden kann. Ganz klar, wir haben unsere Nelson Mandelas und Gandhis und Martin Luther Kings, aber es gibt mehr Menschen die Ihre Macht auf grausame und selbstsüchtige Weise spielen lassen. Wir erleben Manipulation und Unterdrückung, Krieg, Ausbeutung und alle Arten der Zerstörung.
Die Wahrheit ist, dass unser Wesen zu beidem fähig ist: durch Macht etwas Gutes zu schaffen, oder durch Macht etwas zu zerstören. Jeder einzelne Mensch kann Macht nutzen um Liebe zu schaffen, oder einen Krieg zu beginnen. Aber wie Carl Gustav Jung sagte: „Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit.“
Der Schlüssel zu „guter“ Macht liegt meines Erachtens nach darin, diese Wahrheit über uns selbst zu erkennen und sie zu verinnerlichen. Bis wir uns, als Menschheit, für beide dieser Kräfte in uns verantworten, werden wir weiterhin Macht für den Zweck der Zerstörung missbrauchen, und werden uns davor scheuen unserer kreativen und transformativen Macht freien Lauf zu lassen.
Wie beginnen wir nun, dies zu erkennen? Erst einmal müssen wir damit aufhören so zu tun, als würde das was in der Welt und rund um uns herum geschieht uns nicht persönlich betreffen. Wir tun das nicht indem wir unser Licht und unsere Dunkelheit auf andere projizieren, sondern indem wir den Ort in uns finden wo wir beides sein können. Und wir müssen mit den Schattenaspekten unserer Natur beginnen, denn diese sind am schwierigsten zu akzeptieren. Sie sind aber zur gleichen Zeit auch der Schlüssel zu der Entdeckung unserer positiven Macht.
Lassen Sie mich näher darauf eingehen. Wenn Sie sich nicht bewusst sind, dass Ihre innere Macht das Potenzial zur Zerstörung hat, das Potenzial dem Ruf des Egos nachzugeben, das Potenzial hat, Sie zu kontrollieren, zu manipulieren und zu missbrauchen, können Sie nicht voll und ganz auf Ihre positive Macht zugreifen – eine Macht die gütig, mitfühlend und voller Liebe ist. Ich glaube, dass die Mandelas dieser Welt sich bewusst sind, wozu Ihre innere Macht fähig ist – sowohl zu Bösem, als auch zu Gutem. Sie verstehen, und stehen zu, ihrer Kapazität für Zerstörung. Haben damit gerungen, dass ihr Ego die Neigung zur Korruption ausnutzt, und sich dann dieser Neigung bewusst gemacht, damit sie sich nicht im Unterbewusstsein einschleicht und dem Licht die Show stiehlt.
Dies ist wichtig, nicht nur für die Machthaber, sondern auf für diejenigen, die Ihrer Macht dem Rücken zukehren, aus Angst diese „ausversehen“ zu missbrauchen.
Wir brauchen kreative Macht in dieser Welt. Konstruktive Macht. Liebevolle und heilende Macht. Aber wir können nur nach dieser Macht greifen, und sie auf gutmütige Weise nutzen, wenn wir das gesamte Spektrum dessen gesehen haben, wozu sie fähig ist. Und nur dann, wenn wir uns unserer geistigen Veranlagung zur Ausnutzung dieser Macht für dessen eigenen Vorteil bewusst geworden sind.
Wir suchen immer in externen Faktoren und Umständen nach dem, was mit unserer Welt nicht stimmt. Aber wenn wir davon ausgehen, dass die Welt nur ein Spiegelbild unserer selbst ist, wie können wir dann Licht in die Dunkelheit bringen? Wie können wir unseren Blick nach innen wenden und feststellen, dass auch wir dazu bereit wären zu töten, wenn unser eigenes Überleben davon abhängig wäre…dass wir für die Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen mitverantwortlich sind…dass wir mit unserer Tatenlosigkeit zum Konflikt beitragen und unseren Blick von den Gräueltaten der Welt abwenden um bequem zu bleiben.
Dies ist kein Vortrag über moralische Werte. Dies ist ein Aufruf um Verantwortung für die Dunkelheit in dieser Welt zu übernehmen, angefangen damit, dass wir die Existenz dieser Dunkelheit in uns selbst anerkennen. Dies ist, meiner Meinung nach, der einzige Ort an dem wir ansetzen können. Wir können „da draußen“ vielleicht Berge versetzen um Veränderungen zu bewirken – und das ist wunderbar und auch notwendig – aber wir müssen auch dazu bereit sein, für einen Moment mit den gegenseitigen Anschuldigungen aufzuhören und einen ehrlichen Blick in unser inneres zu werfen. Nur so können wir sehen, wo wir „tote Winkel“ haben, die den schädlichen Manifestierungen in unserer Umgebung nicht unähnlich sind. Zum Beispiel, wie wir unsere Macht in unserer Familie, oder in der Arbeit missbrauchen…wie wir machtlos bleiben um das Gute in uns nicht zu riskieren…wie wir die Bedürftigen ignorieren, und so weiter.
Zusammengefasst bedeutet es, dass wir alle in einem gewissen Maß gut und böse sind. Je mehr wir uns dessen bewusst sind, desto geringer ist die Chance, dass wir unsere Bosheit ausleben, und desto geringer ist die Chance, dass wir für unsere Güte ausgenutzt werden.
Es ist ein Paradox des Lebens: In dem Maße, in dem wir zu unserer zerstörerischen Macht stehen, kann unsere gutartige Macht sich ohne Stränge voll und ganz entfalten. Und wir können zu diesen Zeiten sicher etwas mehr „konstruktive“ Macht gebrauchen.
Ich hoffe, dass dieser Beitrag Sie dazu inspiriert, einen aufrichtigen Blick in sich selbst zu werfen, und sich dem versteckten Potenzial Ihrer inneren Macht bewusst zu werden. Wie Gandhi es so schön sagte: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt.“
Kanika M. Frings
Mitgründerin der DIMA, Mystery School, Mallorca, ES
www.dimamallorca.com
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